Schauspielerischer Durchbruch

Jolies Karriereaussichten begannen sich zu verbessern, nachdem sie für ihre Darstellung von Cornelia Wallace in der Filmbiografie Wallace (1997) einen Golden Globe gewann und für einen Emmy nominiert worden war. Der mehrfach ausgezeichnete Film erhielt unter anderem den Golden Globe als „Bester Fernsehfilm“. Sie spielte die zweite Ehefrau des Gouverneurs von Alabama, eines Anhängers der Rassentrennung, der angeschossen und querschnittsgelähmt wurde, als er für die amerikanische Präsidentschaft kandidierte. Der Film zeigte Gary Sinise in der Hauptrolle, Regie führte John Frankenheimer.

Im Jahr 1998 erschien Jolie im HBO-Projekt Gia – Preis der Schönheit, einem Film über das Leben des lesbischen Supermodels Gia Carangi. Der Film beschreibt eine Welt von Sex und Drogen und Carangis emotionalen Niedergang und ihren Tod durch AIDS. Vanessa Vance von Reel.com schrieb: „Angelina Jolie erntete große Anerkennung für ihre Rolle als Gia, und es ist leicht zu verstehen warum. Jolie ist ergreifend in ihrer Darstellung, die den Film mit Nerv, Charme und Verzweiflung füllt, und ihre Rolle ist möglicherweise das schönste Wrack, das jemals gefilmt wurde.“ Jolie gewann ihren zweiten Golden Globe und eine erneute Emmy-Nominierung. Sie erhielt außerdem ihren ersten Screen Actors Guild Award. Jolie zog es in ihren Anfangsjahren häufig vor, entsprechend Lee Strasbergs Method Acting, auch in Drehpausen vollkommen in ihrer Rolle zu verbleiben. Während den Dreharbeiten zu „Gia“ erklärte sie ihrem damaligen Ehemann Jonny Lee Miller, sie sei nicht in der Lage ihn anzurufen. „Ich sagte ihm: ‚Ich bin allein; ich sterbe; ich bin lesbisch; ich werde dich in den nächsten Wochen nicht sehen.‘“

Nach „Gia“ zog Jolie kurzzeitig nach New York, da sie das Gefühl hatte, sie habe „nichts mehr zu geben.“ Sie schrieb sich an der New York University ein, um Film zu studieren, und besuchte Klassen für Drehbuchautoren. Später beschreibt sie es als „einfach gut, um mich selbst zu finden.“

Jolie kehrte als Gloria McNeary im Gangsterfilm Hell’s Kitchen – Vorhof zur Hölle (1998) auf die Leinwand zurück und trat im selben Jahr auch im Episodenfilm Leben und lieben in L.A. auf, in dem sie die junge Partygängerin Joan spielte. Das Ensemble umfasste unter anderem Sean Connery, Gillian Anderson, Ryan Phillippe und Jon Stewart. Der Film erhielt überwiegend positive Rezensionen und Jolie erntete besonderes Lob. Der San Francisco Chronicle schrieb: „Jolie, die sich durch ein überzogenes Skript kämpft, ist eine Sensation als die verzweifelte Klubgängerin, die lernen muss, was sie bereit ist, aufs Spiel zu setzen.“ Jolie gewann den Breakthrough Performance Award des amerikanischen National Board of Review.

Im Jahr 1999 erschien sie neben John Cusack, Billy Bob Thornton und Cate Blanchett in Mike Newells Komödiendrama Turbulenzen – und andere Katastrophen, ein Film über die Rivalität zweier Fluglotsen. Jolie spielte Thorntons verführerische Ehefrau Mary Bell und sie heiratete im darauf folgenden Jahr Thornton auch im realen Leben. Der Film stieß auf gemischte Reaktionen und Jolies Figur wurde besonders kritisiert. Die Washington Post schrieb: „Mary (Angelina Jolie) ist eine völlig lächerliche Autorenkreation; eine Frau, die über sterbende Hibiskuspflanzen weint, eine Menge türkiser Ringe trägt und furchtbar einsam wird, wenn ihr Mann nachts nicht nach Hause kommt.“ Daraufhin arbeitete sie mit Denzel Washington in Der Knochenjäger (1999) zusammen, einer Adaption des gleichnamigen Romans von Jeffery Deaver. Jolie spielte Amelia Donaghy, eine Polizeibeamtin, die vom Selbstmord ihres Vaters gequält wird und nur widerwillig zustimmt, dem ehemaligen Detective Rhyme zu helfen, einen Serienmörder zu jagen. Der Film spielte weltweit 151 Millionen Dollar ein, erhielt jedoch überwiegend negative Rezensionen. Die Detroit Free Press schrieb: „Jolie, auch wenn sie immer köstlich anzusehen ist, ist schlicht und einfach fehlbesetzt.“

Danach nahm Jolie die Nebenrolle Lisa Rowe in Durchgeknallt (1999) an. Der Film erzählt die Geschichte der Psychiatriepatientin Susanna Kaysen und basiert auf Kaysens Memoiren „Girl Interrupted“. Das Psychodrama war ursprünglich als Comeback für die Hauptdarstellerin Winona Ryder konzipiert, wurde aber stattdessen zu Jolies endgültiger Etablierung in Hollywood. Sie gewann ihren dritten Golden Globe, ihren zweiten Screen Actors Guild Award und den Oscar als Beste Nebendarstellerin. Variety schrieb, „Jolie ist ausgezeichnet als das extravagante, unverantwortliche Mädchen, das sich letztendlich als viel entscheidender für Susannas Rehabilitation erweist als die Ärzte“ und Roger Ebert urteilte über ihre Leistung: „Jolie entwickelt sich zu einem der großen Freigeister gegenwärtiger Filme, eine lose Kanone, die dennoch tödlich ins Ziel trifft.“

Im Sommer 2000 erschien Jolie in ihrem ersten Blockbuster, Nur noch 60 Sekunden, als Sarah „Sway“ Wayland, Ex-Freundin des Autodiebs Nicolas Cage. Die Rolle war verhältnismäßig klein und die Washington Post kritisierte: „alles was sie in diesem Film tut, ist herumstehen, sich abkühlen und ihre fleischigen, pulsierenden Muskelröhren zur Schau stellen, die so provozierend um ihre Zähne herum nisten.“ Sie erklärte später, dass der Film für sie nach der anstrengenden Rolle in Durchgeknallt eine willkommene Abwechslung darstellte, und es wurde ihr bis dahin kommerziell erfolgreichster Film mit einem internationalen Einspielergebnis von 237 Millionen Dollar.

Quelle: Wikipedia